Nachgedanken zum Golfkrieg

Die Bilanz des Golfkrieges (1991) ist erschütternd. Der Krieg bedeutete eine Bankrotterklärung gegenüber allen politischen und moralischen Wertvorstellungen. Durch den Militäreinsatz wurde Krieg als Mittel der Politik rehabilitiert – ein Rückfall in primitive Barbarei und auf das niedrigste Niveau der Konfliktaustragung; dabei hätte der Krieg bei einer Verlängerung des Wirtschaftsembargos gegen den Irak mit großer Wahrscheinlichkeit verhindert werden können.

Der Golfkrieg hat die Probleme im Nahen und Mittleren Osten nicht gelöst. Im Gegenteil. Er hat sie vertieft und neue geschaffen. Kuwait wurde zwar befreit, jedoch um den Preis der ökologischen Zerstörung. Das Vorkriegs-Gerede von einer besseren Welt nach dem Krieg hat sich längst als Kriegs-Rechtfertigungs-Propaganda entlarvt, die angeblich Neue Weltordnung ist ein Trugbild geblieben und Saddam Hussein setzt seine brutale Unterdrückungspolitik fort. Der Krieg war nicht »sauber und human«, wie vielfach behauptet; etwa 80.000 irakische Zivilisten und 120.000 Soldaten kamen durch ihn ums Leben.

Bis heute herrscht ein großes lnformationsdefizit hinsichtlich der Hintergründe des Krieges und seiner Auswirkungen. Aufklärung ist somit dringend nötig – deshalb dieses Buch. Wegen der negativen Kriegsbilanz darf nicht stillschweigend zur Alltagsnormalität übergegangen und den Kriegsbefürwortern das Feld überlassen werden; ein Buch also gegen das Vergessen, Verdrängen und Legitimieren des Golfkrieges.


Die Beiträge im einzelnen:
Georg Stein: Ein Sieg, der keiner war, Horst-Eberhard Richter: Gegen das Vergessen und Verdrängen, Mohssen Massarrat: Historische, politische, ökonomische und kulturelle Hintergründe zurn Golfkrieg, Johan Galtung: Golfkrieg, US-Politik und ein Friedensplan für den Nahen und Mittleren Osten,Elmar Schmähling: Kriegsbilanz zwischen Propaganda und Realität,Bassam Tibi: Über die Schwierigkeit der Europäer, arabische Politik zu verstehen, Helga Baumgarten: Der Israelisch-Palästinensische Konflikt nach dem Golfkrieg, Ferhard Ibrahim: Der Golfkrieg und die Kurdenfrage, Joachim Badelt/Arend Wellmann: Deutsche Rüstungsexporte in den Irak, Margarete Mitscherlich-Nielsen: Die Deutschen und der Golfkrieg Henning Zierock/Bertram Salzmann: Eine Niederlage für die Menschheit – Bilanz des Golfkrieges aus der Sicht der Friedensbewegung, Jörn Böhme: Der Golfkrieg, Israel und die Friedensbewegung, Rüdiger Schlaga: Die Rolle der Medien im Golfkrieg, Reinhard Schulze: Alte und neue Feindbilder – Das Bild der arabischen Welt und des Islam im Westen, Michael Müller: Die Golfregion nach dem Krieg – Ein ökologisches Desaster, Ulrich Gottstein/Detlef Enge-Bastien: Der Irak nach dem Krieg – Ein zerschlagenes Land, Ekkehart Krippendorff: Die alte Weltmilitärordnung

Georg Stein, geboren 1954, studierte Politische Wissenschaft und Geographie mit dem Schwerpunkt Naher Osten. Er leitet den 1989 von ihm gegründeten Palmyra Verlag und ist freier Journalist mit dem Spezialgebiet israelisch-palästinensischer Konflikt und arabische Welt.



Pressespiegel

Ein sehr interessantes Buch. Besonders die Beiträge der Regionalexperten bieten fundierte Analyse und Hintergrund, die in dieser Dichte in den meisten Büchern zum Thema Naher Osten nicht zu finden sind./Süddeutscher Rundfunk

Der von dem Heidelberger Politikwissenschaftler herausgegebene Sammelband erscheint zur rechten Zeit. Zu den Autoren zählen anerkannte Autoritäten der Friedensbewegung des In- und Auslandes, aber auch ausgewiesene Kenner der Kultur und Gesellschaft im Nahen und Mittleren Osten./die tageszeitung/taz

Nach soviel Hurrapatriotismus im ersten Halbjahr 1991 ist es gut, daß es diese kritische Untersuchung gibt./Buchhändler heute

Nicht zuletzt die Beiträge der »Grenzgänger« zwischen östlicher und westlicher Kultur wie Mohssen Massarrat, Bassam Tibi oder Ferhad Ibrahim machen die Nachgedanken zum Golfkrieg lesenswert und heben sie ab von jenen Nachhutgefechten, die von den heimischen Großajatollahs à la Konzelmann oder Scholl-Latour seit dem »Wüstensturm« serienweise geliefert wurden. Die pazifistischen Argumentationen gewinnen durch das konkrete Fallbeispiel an neuer Überzeugungskraft./Peter Schütt/Deutschlandfunk

Ein lesenswertes Buch./ran/Düsseldorf

Ein Buch gegen das Vergessen, Verdrängen und Legitimieren, ein Gemeinschaftsprojekt, das sich als erste kritische Gesamtdarstellung der Hintergründe und Auswirkungen des Golfkrieges versteht./BuchJournal

Der Band ist fundiert geraten, die Beiträge ergeben ein umfassendes Bild sowohl der damaligen Situation als auch ihrer Veränderungen durch den Golfkrieg. Einige der Berichte sind geradezu erschütternd und beschämend. Die Nachgedanken zum Golfkrieg sind eine rundweg lohnende Lektüre für den halbwegs politisch interessierten Zeitgenossen./meier/Mannheim

Das äußerst vielschichtige Buch präsentiert innerhalb einer grundlegend kriegskritischen Einstellung verschiedene Positionen. Es enthält instruktive historische, ökonomische und kulturelle Analysen und liefert souveräne Erklärungen./Neues Deutschland

Der Band Nachgedanken zum Golfkrieg ermöglicht es, die Debatten, die während des Golfkrieges geführt worden sind, nachzuvollziehen und sich mit einigen wesentlichen Aspekten dieses Krieges zu befassen, die in den Kriegsmonaten nur oberflächlich zur Kenntnis genommen worden sind./Arbeiterkampf/Hamburg

Das erste Buch zur Aufarbeitung des Golfkriegs, das den Ansprüchen des Lesepublikums auch gerecht wird. Die Autoren stützen sich mitunter auf bislang im deutschsprachigen Raum noch nicht veröffentlichte Materialien./Falter/Wien