Dieses Buch thematisiert den rasanten Wandel der Musik in der arabisch-islamischen Welt und in Israel/Palästina seit den Achtzigerjahren: Elektronische Instrumente sowie neue Computertechnologien haben die klassische orientalische Musik verändert, traditionelle große Orchester wurden zugunsten kleinerer Bands abgelöst und volkstümliche Spielweisen und Instrumentierungen zunehmend verdrängt. Westliche Musikeinflüsse wie Pop, Rock, Jazz und HipHop haben in den Ländern Nordafrikas und des Mittleren Ostens längst neue musikalische Stile hervorgebracht.
Der Autor beschreibt, wie sich mit dieser Entwicklung auch der gesellschaftliche Stellenwert der Musik verändert hat. Diente sie früher noch ausschließlich der Unterhaltung und als zeremonielle »Begleitmusik«, so hat sich dieser Charakter heute geändert. Zwar ist Musik ein Medium der Unterhaltung geblieben, doch stellen einige musikalische Stile mittlerweile vor allem bei der jüngeren Generation in den autoritär regierten Staaten der Region ein Ausdrucksmittel für politischen Protest oder gesellschaftliche Verweigerung dar.
Dabei handelt es sich nicht etwa um ein kurzlebiges Protestphänomen oder eine Nachahmung westlicher Musiktrends. Vielmehr sind die Musikströmungen der Jugend lokal verwurzelt und reflektieren Konflikte in ihren Heimatländern – Bürgerkriege, Repressionen oder das Versagen der politischen Eliten. Diese jüngere Generation bricht hierbei bewusst mit dem musikalischen Erbe der Eltern.
Anhand von sieben Länderbeispielen wird in dem Buch aufgezeigt, welche Rolle Musik als Ventil für sozialen und politischen Protest einnimmt. Es werden Bands vorgestellt, die für musikalischen Dialog und neue Klangwelten stehen – eine Musik, die hierzulande kaum bekannt ist.
So hat sich beispielsweise im Iran – allen Schikanen religiöser Tugendwächter zum Trotz – eine sehr vitale Rock- und Popmusikszene herausgebildet, obwohl westliche Musik oder Sologesänge von Frauen nach wie vor ein rotes Tuch für die Mullahs darstellen.
In Algerien sind es vor allem HipHop-Bands, die mittlerweile ein Millionenpublikum begeistern und wie kaum jemand sonst das Lebensgefühl der algerischen Jugend ausdrücken; sie sind Sprachrohr einer Generation zwischen politischer Repression, jahrzehntelangem Bürgerkriegstrauma undsozialem Elend.
Und genau wie in Algerien hat sich auch in Israel und Palästina seit Mitte der Neunzigerjahre eine ambitionierte HipHop-Szene entwickelt. Wie keine andere Jugendkultur zuvor drückt Rap-Musik auch hier die politische und gesellschaftliche Realität aus: das schwierige Zusammenleben vor dem Hintergrund des Nahostkonflikts kommt in der Musik und den Texten zum Ausdruck.
Im Libanon sind es vor allem Avantgardemusiker und Improvisationskünstler, die die sozialen Konflikte und die kriegerische Vergangenheit des Landes als Stilelemente in ihrer Musik verarbeiten.
Wie kaum eine andere Band in der arabischen Welt blicken die Master Musicians of Joujouka in Marokko auf eine sehr traditionsreiche Musikkultur zurück, die dem Sufi-Mystizismus verpflichtet ist. Genauso eindrucksvoll wieder eigenständige Charakter ihrer Ritualmusik ist auch ihr jahrzehntelanges Zusammenspiel mit westlichen Jazz- und Rockgrößen sowie die legendäre Rezeption Joujoukas bei den Beat-Poeten in Tanger, die die Musik in den1950er Jahren einem internationalen Publikum zugänglich machten.
Arian Fariborz, geboren 1969 in Hamburg, studierte Islam- und Politikwissenschaften in Hamburg und Kairo. Er ist Publizist und langjähriger Redakteur der Deutschen Welle und des Internetmagazins Qantara.de – Dialog mit der islamischen Welt«.
Das nennt man wohl einen Glückstreffer – oder gutes Timing: Im November ist Rock The Kasbah – Popmusik und Moderne im Orient von Arian Fariborz im Heidelberger Palmyra Verlag erschienen. Inzwischen haben die Demokratiebewegungen im Nahen Osten die Musikrevolution eingeholt; der instruktive Band ist hochaktuell./Mannheimer Morgen
Ein solcher Coup gelingt nur selten. Gerade erst hatten die Buchhändler die Veröffentlichung aus dem Palmyra Verlag in die Regale geräumt, schon flohen die Despoten. Der Tunesier Ben Ali verschwand nach Saudi-Arabien, sein ägyptischer Kollege Mubarak schaffte es gerade noch ans Rote Meer. Dass Arian Fariborz die historische Weichenstellung in ähnlicher Weise für sich reklamiert wie Popmusiker James Blunt, der eigenen Angaben zufolge als Soldat im Kosovo den dritten Weltkrieg verhinderte, ist eher unwahrscheinlich. Doch ließe sich wohl kein besserer Zeitpunkt als der jetzige finden, sich Fariborz' Reportagen zu widmen. Der 1969 in Hamburg geborene Autor ist ein Kenner der Materie. Die langjährigen Erfahrungen aus seiner Beschäftigung mit Jugendkultur im Orient und migrationspolitischen Themen halfen ihm bei der vorliegenden Veröffentlichung im Heidelberger Palmyra Verlag, der sich seinerseits mit dem Motto »Von Arafat bis Zappa« als idealer Partner für das Thema erweist. Die Untersuchungen Fariborz' sind kenntnis- und vor allem aufschlussreich. Dass sie das Buch durch ein Glossar zu den wichtigsten Instrumenten und Stilen, ausführliche Bildbeschreibungen und eine Linkliste zu den erwähnten Musikern ergänzen, ist Verlag und Autor hoch anzurechnen./Forum Musikbibliothek
Der Politik- und Islamwissenschaftler Arian Fariborz zeigt in seinem neuen, hochaktuellen Buch Rock The Kasbah – Popmusik und Moderne im Orient die unabhängigen Musikbewegungen in der arabisch-islamischen Welt. Aus zahlreichen Interviews und Beobachtungen entwickelt er Reportagen für sieben Länder, und eröffnet so - gespickt mit politischen Hintergrundinformationen – ein Kaleidoskop für den Leser. Sein Fokus liegt dabei auf der Bedeutungsverschiebung von Musik als Unterhaltungsmedium zu einem Ventil für sozialen und politischen Protest. Anhand der Musikszenerien zeichnet Arian Fariborz ein Bild der gesellschaftlichen Verhältnisse. Arian Fariborz bleibt in seinen Beschreibungen exakt; grobe Stimmungsbilder reichen ihm nicht aus. Er geht den Auslösern und geschichtlichen Ereignissen nach, die teilweise auch zu einer Radikalisierung der Jugendlichen führten. Auch persönliche Fragen, wie die nach einer möglichen Freundschaft zwischen palästinensischen und israelischen Musikern, werden thematisiert.
Sie führen uns zur Schlussthese Fariborz: eine Warnung vor der Verwertungslogik der globalen Musikindustrie. Zugleich eine große Respektsbezeugung vor den Anstrengungen der Untergrundmusiker in der arabisch-islamischen Welt. »Mutig« nennt der Autor vor allem die Musiker im Iran und Irak, denn dort riskieren sie angesichts der politischen Gewalt ihr Leben. Was Arian Fariborz vermittelt, ist das Spannungsverhältnis, aus dem heraus die verschiedenen Musikströmungen entstehen. Fotos und Plattencover, sowie die zahlreichen Weblinks zum Nachhören machen das Buch zu einem lebendigen Kaleidoskop arabisch-islamischer Untergrundmusik. Ein ausführliches Glossar gibt Auskunft über Instrumente und Musikrichtungen. Der Leser ist allerdings aufgefordert, selbst das eine oder andere nachzulesen und nachzuhören. Wer dieses Wagnis eingeht, erhält die Möglichkeit, in diesen genauen Reportagen einer lebendigen Musikszenerie zu begegnen, »abseits medialer Zerrbilder«./Deutschlandradio/Deutschlandfunk (Büchermarkt)
Wie groß der Anteil des westlichen Musikstils an den aktuellen Aufstandsbewegungen ist, zeigt Arian Fariborz in seinem neuen Buch Rock The Kasbah. Anhand von sieben Länderbeispielen zeichnet der Politik- und Islamwissenschaftler die Entwicklung der Rock-, Rap- und Hip-Hop-Szene in der islamischen Welt nach. Bereits in den 1980er Jahren feiern die Stile dort erste Erfolge. Dienten die westlichen Stile zunächst der musikalischen Unterhaltung, wurden sie in der Folge weiterentwickelt, mit orientalischen Klängen vermischt und vor allem inhaltlich brisanter. Musik übernimmt die Rolle als Form friedlichen Protests. Fariborz beschreibt aber nicht nur die Protestbewegung der Musiker, sondern auch die Versuche der Obrigkeit, diesen Einhalt zu gebieten. Rock The Kasbah bietet nicht nur einen fundiert recherchierten Überblick über die Musikszenen des Orients, sondern vor allem Einblicke in einen Teil der islamischen Kultur, der bislang vom Westen kaum wahrgenommen wurde. Nicht nur für Musikfans lesenswert!/Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg)
Die Musik der arabischen Welt und Irans hat mehr zu bieten als Bauchtanzmelodien und süßlichen Pop. Arian Fariborz' Buch Rock The Kasbah präsentiert musikalische Alternativen aus der Region. Der Publizist und Journalist hat ein Buch geschrieben, das von eigenwilligen, jungen Musikern im arabisch-persischen Raum erzählt. Von Kreativen, die unbeirrt an ihrer Kunst festhalten, und das allen politischen Repressionen und kommerziellem Druck zum Trotz. Es ist das Spannungsfeld »zwischen Anpassungsdruck und Zensur«, das Fariborz fasziniert und anhand dessen er den Lesern einen Einblick in die musikalischen Nischen der Region gewährt. In sechs Reportagen stellt der Autor Musiker und Szenen aus verschiedenen Ländern vor: Underground-Phänomene wie die Metal-Szene in Ägypten, die Avantgardemusik im Libanon oder den »Bob Dylan der persischen Laute« – das Spektrum ist beachtlich. Es liegt in der Natur des Buches, jegliche Kommerzialisierung von Musik an den Pranger zu stellen und mit Klischees zu brechen. Dem Autor ist ein spannendes, gut recherchiertes Buch gelungen, das mit seinen vielen Interviews und Gesprächen nah an die Musikschaffenden im Orient heranführt. »Es ist für alle, die Lust darauf haben, die islamische Welt mal anders kennen zu lernen, ohne Scheuklappen und Klischees und vor allem ohne eine kulturalistische Sichtweise«. Und dass der islamische Kulturkreis nicht gleich Islam und Musik im Orient nicht immer orientalische Musik bedeutet, beweist Fariborz eindrucksvoll./Zenith – Zeitschrift für den Orient
Noch vor Beginn der Revolutionen in Nordafrika beschreibt Arian Fariborz nicht nur den rasanten Wandel der Musik in der arabisch-islamischen Welt und Israel, sondern sieht bereits, wie einige musikalische Stile bei der jüngeren Generation zu einem »Ausdrucksmittel für politischen Protest oder gesellschaftliche Verweigerung« geworden sind. Mit Freude taucht Fariborz in hierzulande noch unbekannte Klangwelten und subkulturelleMusikmilieus ein: Rock 'n' Roll im Iran, Heavy Metal in Ägypten, Improvisationskünstler aus dem Libanon, Sufi-Klänge aus Marokko, Hip-Hop aus Algerien, Israel und Palästina. Es ist die Verbindung von traditionellen Stilen mit modernen Subkulturen und die global vernetzten Künstler, die den Autor besonders interessieren. Und natürlich beschreibt er, wie die junge Generation Musik als Mittel für den politischen Protest nutzt: »Wir waren wütend auf die Schule, auf die Armee, den Präsidenten. Und wir fingen an, darüber zu schreiben«, zitiert Fariborz den algerischen Hip-Hop-Künstler MC Rahab Ourrad. So porträtiert er schließlich viele junge Künstler, die zum Sprachrohr für die Wut einer ganzen Generation geworden sind./Der Tagesspiegel (Berlin)
Arian Fariborz (Journalist, Islam- und Politikwissenschaftler) beschreibt An- und Einsichten zur Musikkultur in sieben arabischen Ländern (Ägypten, Algerien, Israel, Palästina, Iran, Marokko, Libanon) und widmet sich vor allem dem Protest-Potenzial, das Musik auch in diesen Ländern hat. Viele Originaltöne und Interviews reichern die Länderkapitel an und geben ihnen Authentizität – der Untertitel »Reportagen ...« ist hier absolut richtig gewählt. Das Buch pendelt zwischen soziologisch-historischer Analyse und schlaglichtartiger Reportage. Ein spannendes Thema vor dem Hintergrund der Demokratiebewegung in vielen arabischen Staaten./ekz-Bibliotheksservice (Einkaufszentrale für öffentliche Bibliotheken)
Der Autor will »anhand von Länderbeispielen aufzeigen, welche Rolle Musik als Ventil für den sozialen und politischen Protest einnimmt« – Musik mit eigenwilligen Klangwelten »jenseits politischer Angepasstheit, Konsumorientierung und musikalischen Mainstreams«. Was er dafür ausgesucht hat? Hardrock aus dem Iran, Heavy Metal aus Ägypten, Hip-Hop aus Algerien, Israel und Palästina, experimentelle Avantgardemusik aus dem Libanon und magische Sufimusik aus Marokko. Fariborz erzählt von Künstlern und Gruppen, von Konzerten und Festivals, von weltweiter Vernetzung und vor allem von den Schwierigkeiten, denen die Musiker in den meisten dieser Länder begegnen. Denn den Herrschenden gefällt solche Musik, oft das Sprachrohr einer aufmüpfigen Jugend, nicht unbedingt. Hierzulande sind die meisten der besprochenen Gruppen relativ unbekannt./Medienspiegel der Deutsch-Maghrebinischen Gesellschaft