»Was bedeutet für Sie Heimat?« Diese Frage
stellte Silvia Barkhausen den Teilnehmern
ihres Schreibseminars am Institut für Deutsch
als Fremdsprachenphilologie der Universität
Heidelberg. Ursprünglich war noch gar nicht
geplant, über »Heimat« zu schreiben. Die
Idee entwickelte sich erst im Laufe des Seminars, als klar wurde, wie viel Potenzial in den
verschiedenen Geschichten steckt.
Das Leben vieler Menschen spiegelt sich in
den bunten und poetischen Erzählungen.
Keiner weiß so recht, wohin er als nächstes
unterwegs sein wird, virtuell oder auch auf
Reisen, privat oder auch beruflich. Die sehr
persönlichen Erzählungen machen bei diesen
vielfältigen Reisen Mut und eröffnen zugleich
einen Einblick in die verschiedenen Kulturen:
vom bolivianischen Großvater, der in den
Zeiten der Diktatur spurlos verschwindet,
über die kolumbianische Großmutter, die Zeit
ihres Lebens gegen Windmühlenflügel
kämpft, und doch ihre Heiterkeit und ihren
Humor bewahrt, bis hin zu der Suche eines
US-Amerikaners nach den Spuren von Walter
Benjamin in Frankreich und Spanien.
Das Buch ermöglicht auf eindrucksvolle Art,
einen erzählerischen Blick hinter die Kulissen der Weltgeschichte zu werfen und diese
anhand der einzelnen Schicksale verfolgen zu
können. Durch die sehr persönlichen Reflexionen der politischen oder sozialen Ereignisse,
die in den jeweils beschriebenen Ländern
stattgefunden haben, entwickelt der Leser ein
neues Verständnis und eine Sympathie für
andere Völker und deren Kultur.
Neue Alte Fremde Heimat nimmt seine Leser
mit auf eine Reise in vierzehn verschiedene
Länder und macht Lust darauf, sie zu erleben
und selbst kennenzulernen.
Mit Beiträgen von Cecilia Pérez Casco,
Claudio Castello, Márcio Pimenta Ferreira,
Oleksandra Kruk, Nathalie Lembach,
Duncan Lien, Liudmila Loboda, Annabel
Mander, Damla Özkan, Adriana Moreno
Pedraza, Ulrike Relle, Vladimir Condori Rivera, Sarah-Maria Thumbeck und Shuo Yu.
Silvia Barkhausen
war nach dem Studium der Germanistik, Philosophie, Politischen Wissenschaften und
Geschichte lange Jahre Dozentin am Institut für
Deutsch als Fremdsprachenphilologie der Universität
Heidelberg. Darüber hinaus ist sie als Kommunikationsberaterin und Produzentin von internen Film-,
Audio- und Printmedien für internationale Unternehmen tätig.
In 14 interessanten Geschichten wird der Leser aus der Normalität der deutschen Umgangsformen und des deutschen Alltags hinausgeführt auf eine Reise in die Fremde. Dabei geht es stets um die Suche nach Heimat, vor allem für jene, die mehrere Länder und Kulturen kennen oder aus ihnen entstammen. Entstanden sind die Geschichten in einem Projekt an der Uni Heidelberg, in dem die internationalen Teilnehmer gebeten wurden, den schwer zu fassenden Begriff »Heimat« mit Leben zu füllen. Einige schreiben darüber, wie sie selbst die Heimat verließen – manchmal, um eine neue zu finden. Andere, wie die Eltern oder Großeltern dasselbe taten und damit das Leben der Nachkommen veränderten. Wieder andere erzählen von einschneidenden Ereignissen aus ihren Heimatländern, oftmals am persönlichen Beispiel der eigenen Vorfahren. Allen Geschichten ist gemein, dass sie dem Leser die fremde Kultur näher bringen, Verständnis und Sympathie erzeugen. Mit Beiträgen aus Europa, Asien und Amerika geht es um die ganze Welt. Die Lektüre ist für den Leser bereichernd. Der Titel kann gerne ab mittleren Beständen angeboten werden./Einkaufszentrale für öffentliche Bibliotheken (ekz)
In einem Schreibseminar an der Universität Heidelberg haben Studenten Erzählungen über ihre Heimat Argentinien, China, USA oder die Türkei und ihre zweite Heimat Deutschland aufgeschrieben. Die Idee des Buches ist einfach – und genau deshalb so überzeugend: Junge Menschen, wie man sie täglich auf der Straße trifft, erzählen von ihren Erlebnissen mit toleranten und weniger weltoffenen Mitbürgern oder von der Vergangenheit ihrer Eltern, die wie in einem Brennglas die ferne Historie aus den Geschichtsbüchern zu einer konkreten Erzählung verdichten.
Interessant ist der Band für jeden, der etwas über andere Kulturen lernen möchte. Auch der Blick auf Deutschland verändert sich durch die Perspektive von außen. Dabei liegt die Stärke des Buches nicht so sehr in der Erzählkraft. Oftmals handelt es sich eher um Gedanken zum Thema Heimat als um Geschichten, die einem logischen Erzählbogen folgen./Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg)